Das neue Format „Abendvisite on Tour“ fand jetzt unter freiem Himmel auf dem „Roten Platz“ in Borghorst statt. Thema: „Hilfe, ein Notfall“. Dem zahlreich erschienenen Publikum wurde Gelegenheit gegeben, die Herzdruck-Massage an insgesamt vier Simulationspuppen zu üben. Sich damit auszukennen kann im Fall der Fälle Leben retten.
Traditionell ist die Abendvisite seit 16 Jahren eine Kooperationsveranstaltung des UKM Marienhospitals mit dem Kulturforum Steinfurt und der Familienbildungsstätte Steinfurt. „Heute sind erstmals zwei weitere Partner, das Deutsche Rote Kreuz und die Musikfabrik Steinfurt, mit im Boot“, begrüßte Stephan Schonhoven, Leiter Öffentlichkeitsarbeit im UKM Marienhospital, die Anwesenden. In angenehmer Sommeratmosphäre saßen sie an Tischen, die Gastronomie rund um den Platz hatte geöffnet.
Als Referenten hieß er Chefarzt Dr. Markus Eichler von der interdisziplinären Notfallmedizin des UKM Marienhospitals willkommen. Dieser leitet die Notaufnahme und ist als Notarzt unterwegs. Obschon Deutschland international in vielen Bereichen sehr gut aufgestellt sei, gebe es bei der Wiederbelebung im Falle eines zu Hause oder auf der Straße beobachteten Herz-Kreislauf-Stillstands noch viel Luft nach oben. „Nur bei 40 Prozent der Fälle, die jederzeit passieren können, trauen sich Passanten, die Betroffenen wiederzubeleben“, so Eichler. Man spreche zurzeit von etwa 60 000 Herz-Kreislauf-Stillständen im Jahr außerhalb der Krankenhäuser. Schnell eingeleitete Wiederbelebungsmaßnahmen könnten viele Tausende Menschen retten.
Deshalb zeigten DRK-Helfer des Ortsvereins Bugsteinfurt, Borghorst und Altenberge jetzt praktisch, wie eine Herdruck-Massage korrekt funktioniert. Die theoretischen Grundlagen legte der Notarzt. „Vermittelt jemand einen leblosen Eindruck, stellen Sie zunächst einmal fest, was überhaupt los ist“, erläutert er. Dazu sollte eine Hand an die Schulter der Person gelegt und sie ein wenig geschüttelt werden. Anhand der Brustkorbbewegung lässt sich ablesen, ob sie noch atmet. Anschließend ist es sofort ganz wichtig, professionelle Hilfe zu mobilisieren.
„Jedes Mobiltelefon verfügt über eine Notfall-Taste“, so Eichler. Bei eingeschaltetem Lautsprecher muss die Feuerwehr-Kreisleitstelle angerufen werden. Sie stellt gezielt Fragen, führt durch die Kommunikation und leitet Wiederbelebungsmaßnahmen an, bevor der Rettungswagen eintrifft.
Auch Defibrillatoren, die heute an vielen Stellen aushängen, können zur Wiederbelebung eingesetzt werden. Die Geräte sind mit Sprachgeneratoren ausgestattet und geben Anweisungen.
Verläuft die Überprüfung der Atmung und des Herzschlags negativ, muss sofort mit den Reanimationsmaßnahmen begonnen werden. Das Wichtigste ist die Herzdruck-Massage. Man kniet sich seitlich neben die auf dem Rücken liegende Person. Der Ersthelfer befindet sich mit dem Schultergürtel direkt über dem Betroffenen. Beide Handballen werden auf die Mitte des Brustbeins aufgesetzt. Ist der Druckpunkt gefunden, müssen die Handballen 100 bis 120 Mal in der Minute nicht weniger als sechs Zentimeter tief eingedrückt werden. Dieser Wert gilt für Erwachsene.
An diesem Abend wurde die Übung musikalisch von der Band der Musikfabrik und von Liedern aus der Retorte unterstützt. Den Rhythmus gaben unter anderem Songs wie „Staying Alive“ von den Bee Gees, „Funky Town“ von Lipps inc. oder „YMCA“ von den Village People vor. Aus Gründen der Hygiene blieben praktische Übungen zur Beatmung außen vor. „Die Wiederbelebungs-Leitlinien sagen ganz klar, dass man nach 30 Mal drücken zweimal Mund-zu-Nase oder Mund-zu-Mund Atemspende geben sollte“, so der Chefarzt. Studien belegen jedoch, dass es entscheidend ist, zunächst mit der Herzdruck-Massage zu beginnen. „Wir haben im Körper noch ganz viel Sauerstoff, der aus der kleinsten Fingerzelle mobilisiert werden kann.“
Text und Bild: Westfälische Nachrichten